Von Christiane Meusel auf Mittwoch, 10. September 2025
Kategorie: Allgemein

Der kleine König Korona

THK Verlag | Der kleine König Korona

Vorwort

Sind Sie gern allein? Isoliert von Umwelt und Menschen, die Ihnen 

einmal nahegestanden haben? Nein? Dann grämen Sie sich nicht. 

Das ist normal, jedenfalls für den größeren Teil der Menschheit. 

Der Mensch ist ein soziales Wesen – und das ist auch gut so.

Vor einigen Jahren erstritt ich eine symbolische Entschädigung gegen

einen Nachrichtendienst, der mich über lange Zeit isoliert und 

unbeschäftigt im Büro hatte vergammeln lassen. Ja, ich sage bewusst

vergammeln. Denn für Körper, Geist und Seele ist solch ein Zustand

überaus abträglich. Der Mensch wird dadurch missmutig, krank und

ungenießbar – im wörtlichen Sinne des Wortes.

Und nun war also diese Coronazeit gekommen. Und diesmal waren es

viele Millionen Menschen, die sich in einer Situation sahen, für die ich

Entschädigung erhalten hatte. Die Sache mit dem Geheimdienst hatte

ich in Geschichten verwandelt. Geschichten, die das Leben schrieb und

die ich nur noch auf Papier verewigen musste. Verwandeltes Ungemach

verliert seine Gefährlichkeit.

Aus dieser Erfahrung schöpfte ich, als ich am Freitag den 13. März 2020 

begann, die Zeit der kollektiven Einsamkeit mit beinahe 

wöchentlichen Kurzgeschichten zu begleiten. 

Dass es ausgerechnet ein Freitag der 13. gewesen war, lässt mich heute verwundern. 

Mein Unterbewusstsein musste damals mitgeschrieben haben, denn eigentlich

konnte an diesem Freitag den 13. noch niemand wissen, welch zähen

Zeitraum dieser globale Ausnahmezustand umfassen sollte.

Bis etwa zum Advent des Jahres 2021 sollten es über fünfzig Texte

werden. Diese versah ich jeweils mit Datum, so dass man sie in der

Rückschau als etwas ähnliches wie ein satirisches Tagebuch 

bezeichnen kann. Parodien zur Abwendung der seelischen Kapitulation. 

Nicht nur für mich.

Meine Texte versandte ich an Familie, an Freunde, manchmal auch an

Menschen, von denen ich annehmen musste, dass sie die Dinge anders

sahen. Grundlegend anders. Und ich nahm in Kauf, dass diese mich

möglicherweise für meine Sicht auf die Dinge verurteilten. 

In extremen Zeiten reagiert der Mensch bisweilen irrational. 

Das galt für mich ebenso wie für meine Nächsten – so schätzte ich die Lage ein.

Isolation und soziale Distanz gefährden die Gesundheit, das hatte mir

das Gericht in dem Verfahren gegen den Geheimdienst bestätigt. 

Kein Wunder, denn das Menschsein bedarf der Eingebundenheit in ein 

soziales Gefüge. Allein im Universum sinkt der Sinn des Lebens rasch. 

Den meisten von uns ist daran gelegen, wahrgenommen und bei 

Abwesenheit vermisst zu werden.

Ich schrieb also für die Mitgefangenen in ihren Stuben und Küchen

und Betten. Ich schrieb zum einen für mich, denn irgendeine Aufgabe

braucht der Mensch. Und wie man mit zu viel Zeit umgeht, hatte ich

in der Angelegenheit mit den Schlapphüten ja bereits gelernt. Gott sei

Dank. Denn so hatte ich schon Übung und das privilegierte mich 

gegenüber denjenigen, für die die Situation neu war.

Das bunte Sammelsurium meiner Texte sollte erheitern, um der 

Schwermut vorzubeugen. Es sollte aber auch ein Stück der nun fehlenden 

Kulturlandschaft ersetzen. Kulturlos geht die Welt zugrunde, so sah und

sehe ich die Welt, damals wie heute.

Sofern Sie nun also dieses Buch mit einer Auswahl von 25 Zeugnissen

der Zeit in den Händen halten, möge Ihnen vielleicht das eine oder

andere versöhnliche Schmunzeln übers Gesicht huschen. Glauben Sie

mir, mit Humor lässt sich selbst der größte Wahnsinn besser ertragen.

In diesem Sinne – bleiben Sie gesund – und – ich soll recht herzlich

grüßen


vom kleinen König Korona

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